Mobilitätswende mit Baukultur - Nachlese

Strukturelle Bedingungen beeinflussen unser Mobilitätsverhalten. Welche Wege zur Transformation des Holzkirchner Verkehrssystems können die Zukunft gestalten?

Harald Frey hat in seinem Vortrag am 13.5.2022 sehr ausdrücklich gezeigt, wie sich unser Lebensumfeld in den letzten hundert Jahren baukulturell verändert hat und wie sehr wir uns den Notwendigkeiten des motorisierten Verkehrs unterordnen. Diese Veränderungen gingen und gehen so rasch vor sich, dass uns kaum Zeit bleibt darüber zu reflektieren. Es wird nicht hinterfragt, dass Fußgänger:innen und Radfahrer:innen oft beschwerlichere Wege auf sich nehmen müssen (Stichwort: Unterführungen, Brücken) als Autos und ebenso wenig, dass wir auch für Kurzstrecken unsere PKWs verwenden. Es wurde ein Wertewandel in der Gesellschaft vollzogen.

Im Laufe dieser Zeit hat sich die Geschwindligkeiten erhöht, was dazu führt, dass wir längere Wege auf uns nehmen können, um beispielsweise in die Arbeit zu pendeln. Die Anzahl der zurückgelegten Wege pro Person und Tag blieb über die Zeit gleich, aber jene die wir zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen, nahm leider ab. Dies hat Folgen auf unsere Orte - die Geschäfte siedelten sich entlang der Verkehrsrouten an, die Zentren sterben aus und es hat auch Folgen für unsere direkten nachbarschaftlichen Beziehungen!

Harald Frey hat Beispiele gezeigt wo durch Planung Strukturen und dadurch das Verhalten der Menschen beeinflusst und gelenkt wurde. Er wies auf die qualitätsvolle Gestaltung öffentlicher Räume hin und zeigt auf, dass die Entfernung des Parkplatzes und gleichzeitige angenehmen Verfügbarkeit alternativer Fortbewegungsmethoden Einfluss auf unsere Verkehrsmittelwahl hat. Er verwies dabei auch auf das Gesamtmobilitätskonzept für Holzkirchen aus dem Jahr 2015. Harald Frey zeigte Untersuchungen die belegen, dass durch Umfahrungsstraßen in vielen Orten das Verkehrsaufkommen an den überforderten Straßenzügen zwar geringfügig gesunken ist, das Gesamtverkehrsaufkommen aber deutlich gestiegen ist.

Den menschlichen Maßstab bei der Gestaltung unseres Lebensumfeldes im Auge zu behalten, ist essentiell. Planungen für den motorisierten Verkehr sind Unkultur, zerstören kulturelle Leistungen von Generationen und fördern den Egoismus unserer Gesellschaft. Das sollten wir uns doch zu Herzen nehmen.

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